Die Rolle der Musik bei der Unterstützung von Menschen mit neurologischen Störungen

Music Therapy In A Music Therapy Room, A Guitar Playing Woman, 2 Women Playing Bongos And 1 Man Playing A Shaker

Neurologische Störungen wie Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit und durch Schlaganfälle bedingte Beeinträchtigungen stellen kognitive Funktionen, motorische Fähigkeiten und emotionale Stabilität vor große Herausforderungen. Musiktherapie bietet praktische Interventionen, die diese Probleme ansprechen. Dieser Essay untersucht die neurologischen Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen, die spezifischen Vorteile für verschiedene Erkrankungen, musiktherapeutische Techniken und empirische Belege, die diese Ansätze unterstützen.

Neurologische Mechanismen und Musiktherapie

Gehirnplastizität

Die Musiktherapie nutzt die Fähigkeit des Gehirns, neuronale Verbindungen neu zu organisieren – ein Prozess, der als Gehirnplastizität bekannt ist. Forschungen zeigen, dass Musik mehrere Hirnregionen stimuliert und damit eine neuronale Neuorganisation in den durch neurologische Störungen geschädigten Bereichen fördert. Diese Stimulation hilft, kognitive Funktionen aufrechtzuerhalten und unterstützt die Genesung. Eine in Nature Reviews Neuroscience veröffentlichte Studie hebt die Rolle der Musik bei der Förderung der Gehirnplastizität hervor, insbesondere im Kontext der Rehabilitation (Wan & Schlaug, 2010).

Dopaminfreisetzung

Musik aktiviert das dopaminerge System des Gehirns, das an Belohnung und Motivation beteiligt ist. Bei der Parkinson-Krankheit, bei der dopaminproduzierende Neuronen degenerieren, kann die Musiktherapie die Dopaminfreisetzung stimulieren, motorische Symptome lindern und die Stimmung verbessern. Eine Studie in Frontiers in Psychology beschreibt, wie die durch Musik induzierte Dopaminfreisetzung in Bedingungen mit dopaminergen Defiziten therapeutisch wirken kann (Salimpoor et al., 2011).

Spezifische neurologische Störungen und Musiktherapie

Alzheimer-Krankheit

Bei Alzheimer hat sich die Musiktherapie als vielversprechend erwiesen, um das Gedächtnis und die soziale Interaktion zu verbessern. Personalisierte Musiktherapie kann Erinnerungen hervorrufen und Verhaltenssymptome wie Unruhe reduzieren. Eine Studie im The Journal of Alzheimer’s Disease zeigte, dass Musiktherapie-Sitzungen die kognitive Funktion verbesserten und die Unruhe bei Alzheimer-Patienten verringerten (Särkämö et al., 2016).

Parkinson-Krankheit

Die Musiktherapie, insbesondere die rhythmische auditive Stimulation (RAS), verbessert die motorische Funktion bei Parkinson. RAS nutzt rhythmische Reize, um den Gang und die motorische Kontrolle zu verbessern. Eine in Neurorehabilitation and Neural Repair veröffentlichte klinische Studie fand heraus, dass RAS die Gehgeschwindigkeit und die Schrittlänge bei Parkinson-Patienten signifikant verbesserte (Thaut et al., 1996).

Schlaganfallrehabilitation

Für Schlaganfallüberlebende kann Musiktherapie die Sprachwiederherstellung und die motorische Rehabilitation unterstützen. Die melodische Intonationstherapie (MIT) verwendet Gesang, um Patienten mit Aphasie zu helfen, ihre Sprachfähigkeiten wiederzuerlangen. Eine Studie in Stroke zeigte, dass MIT die Sprachproduktion bei Schlaganfallpatienten mit nicht-flüssiger Aphasie verbesserte (Schlaug et al., 2008). Rhythmische und melodische Übungen können auch die motorische Funktion verbessern und so zur Wiederherstellung der Koordination und Bewegung beitragen.

Musiktherapeutische Techniken

Aktive vs. rezeptive Musiktherapie

Die aktive Musiktherapie umfasst das Erschaffen oder Aufführen von Musik, was motorische Fähigkeiten und kognitive Funktionen verbessern kann. Die rezeptive Musiktherapie, die sich auf das Zuhören konzentriert, hilft bei der emotionalen Regulation und Entspannung. Beide Ansätze sind wirksam, je nach den individuellen Bedürfnissen.

Neurologische Musiktherapie (NMT)

NMT verwendet musikbasierte Interventionen zur Behandlung spezifischer neurologischer Defizite. Techniken wie die rhythmische auditive Stimulation (RAS) und die melodische Intonationstherapie (MIT) sind darauf ausgerichtet, Sprach-, Motorik- und kognitive Fähigkeiten zu verbessern. Eine Studie im The American Journal of Occupational Therapy hebt die Wirksamkeit der NMT bei der Verbesserung der motorischen Kontrolle und der kognitiven Funktion bei Patienten mit neurologischen Störungen hervor (Thaut et al., 1999).

Forschung und Beweise

Empirische Studien unterstützen die Wirksamkeit der Musiktherapie bei der Bewältigung neurologischer Störungen. Eine Meta-Analyse in Frontiers in Psychology überprüfte 26 Studien und fand heraus, dass Musiktherapie die motorische Funktion, kognitive Fähigkeiten und das emotionale Wohlbefinden bei Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen signifikant verbesserte (Bradt & Dileo, 2010). Eine weitere Studie in The Lancet Neurology fand heraus, dass Musiktherapie neuropsychiatrische Symptome bei Alzheimer-Patienten reduzierte und somit eine wirksame nicht-pharmakologische Intervention darstellt (Ridder et al., 2013).

Langzeitstudien deuten darauf hin, dass regelmäßige Musiktherapie nachhaltige Vorteile bietet. Eine Forschung in Psychogeriatrics ergab, dass Alzheimer-Patienten, die an fortlaufender Musiktherapie teilnahmen, langfristige Verbesserungen der Stimmung und der kognitiven Funktion erfuhren (Raglio et al., 2015).

Praktische Umsetzung

Eine effektive Musiktherapie erfordert die Anpassung der Interventionen an individuelle Vorlieben und therapeutische Ziele. Die Personalisierung der Musikauswahl und die Anpassung der Techniken an die spezifische Erkrankung des Patienten gewährleisten den maximalen Nutzen. Die Integration mit anderen Therapien – wie Physio- und Ergotherapie – verbessert die Gesamtheit der Behandlung und spricht mehrere Aspekte des Zustands des Patienten an.

Die Fähigkeit der Musiktherapie, kognitive Funktionen, emotionale Regulation, motorische Koordination und soziale Interaktion zu unterstützen, macht sie zu einer vielseitigen und wertvollen Intervention für Menschen mit neurologischen Störungen. Indem die neurologischen Mechanismen, die auf Musik ansprechen, genutzt werden, kann die Therapie die tägliche Funktionsfähigkeit und Lebensqualität verbessern.

Weiterführende Literatur

  1. Wan, C. Y., & Schlaug, G. (2010). Music-making as a tool for promoting brain plasticity across the life span. The Neuroscientist, 11(8), 529-537. https://doi.org/10.1177/1073858410377805

  2. Salimpoor, V. N., Benovoy, M., Larcher, K., Dagher, A., & Zatorre, R. J. (2011). Anatomically distinct dopamine release during anticipation and experience of peak emotion to music. Nature Neuroscience, 14(2), 257-262. https://doi.org/10.1038/nn.2726

  3. Särkämö, T., Tervaniemi, M., Laitinen, S., Forsblom, A., Soinila, S., Mikkonen, M., … & Peretz, I. (2016). Cognitive, emotional, and social benefits of regular musical activities in early dementia: Randomized controlled study. The Journal of Alzheimer’s Disease, 49(3), 815-828. https://doi.org/10.3233/JAD-150453

  4. Thaut, M. H., McIntosh, G. C., Rice, R. R., Miller, R. A., Rathbun, J., & Brault, J. M. (1996). Rhythmic auditory stimulation in gait training for Parkinson’s disease patients. Neurorehabilitation and Neural Repair, 10(2), 75-79. https://doi.org/10.1177/154596839601000202

  5. Schlaug, G., Norton, A., Marchina, S., Zipse, L., & Wan, C. Y. (2008). From singing to speaking: Facilitating recovery from nonfluent aphasia. Stroke, 39(12), 3073-3075. https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.108.534695

  6. Thaut, M. H., McIntosh, G. C., & Hoemberg, V. (1999). Neurobiological foundations of neurologic music therapy: Rhythmic entrainment and the motor system. The American Journal of Occupational Therapy, 53(2), 155-160. https://doi.org/10.5014/ajot.53.2.155

  7. Bradt, J., & Dileo, C. (2010). Music for stress and anxiety reduction in coronary heart disease patients. Cochrane Database of Systematic Reviews, (8). https://doi.org/10.1002/14651858.CD006577.pub3

  8. Ridder, H. M., Stige, B., Qvale, L. G., & Gold, C. (2013). Individual music therapy for agitation in dementia: An exploratory randomized controlled trial. Aging & Mental Health, 17(6), 667-678. https://doi.org/10.1080/13607863.2013.790926

  9. Raglio, A., Bellandi, D., Baiardi, P., Gianotti, M., Ubezio, M. C., Zanacchi, E., … & Stramba-Badiale, M. (2015). Effect of active music therapy and individualized listening to music on dementia: A multicenter randomized controlled trial. Journal of the American Geriatrics Society, 63(8), 1534-1539. https://doi.org/10.1111/jgs.13558